Tabuthema „Krebs“ in der Chefetage: Der geheime Weg zurück in den Business-Alltag

Klinikchef Prof. Dr. Hannes Schedel: „Es gibt Kämpfer und Verdränger“ / Prostata oder Brustkrebs häufigste Krebsarten / Abtauchen und inkognito durch die Rehabilitation / Ehrgeizig und lernfähig / Tumordiagnose führt nicht einfach zur Rente

Diagnose Krebs – für Topmanager oder Spitzenpolitiker bricht in diesem Moment nicht nur eine eigene Welt zusammen. Die Organisation im Rücken ist genauso betroffen, wie der Börsenabsturz der Apple-Aktie nach dem Rücktritt von Gründer und Chef Steve Jobs Ende August zeigte. Wie gehen Chef-Patienten in Deutschland mit einer ernsthaften Krankheit um? „Deutsche Spitzenmanager tauchen ab“, weiß Klinikchef Prof. Dr. med. Hannes Schedel (51).

Steve Jobs hatte laut Medienberichten in seinem Abschiedsbrief geschrieben, er könne die Aufgaben und Erwartungen als Apple-Chef nicht mehr erfüllen. Daraufhin sackte der Kurs des amerikanischen Computerherstellers zeitweilig um bis zu 5,3 Prozent ab. Ob der Krebs zurückgekehrt sei, blieb weiter unklar. Jobs hat eine lange Krankengeschichte hinter sich. Bereits 2004 soll er an einer seltenen Form einer Tumorerkrankung in der Bauchspeicheldrüse erkrankt sein. Nach seiner Operation vor sieben Jahren hatte Jobs noch auf eine vollständige Heilung gehofft. Anfang 2009 hatte sich Jobs wegen einer Leber-Transplantation eine Auszeit genommen. Jobs hatte es relativ einfach, er konnte sich den Luxus leisten, „öffentlich“ auszusteigen. Peugeot-PSA-Chef Christian Streiff sprach 2009 offen über seinen Schlaganfall. Intel-Chef Andy Grove hatte 1995 die Diagnose Prostatakrebs erhalten. Dieses Geheimnis teilte er nur mit dem Aufsichtsrat, nicht mit den Aktionären. Der Krebs habe nie seine Arbeit beeinträchtigt, gab er in seinem Buch später zu.
Möglichst schnell und geräuschlos
Für deutsche Top-Manager ist die Devise in einer solchen Situation klar: Es darf nicht nach außen dringen, wenn der Chef erkrankt ist. Sonst gerät alles aus dem Lot. Der Boss muss voraus denken, lenken und antreiben. Andernfalls setzt er das ganze Unternehmen der Gefahr eines Untergangs aus. Genau aus diesem Grund würden der operative Eingriff oder eine Chemotherapie sowie die anschließenden Rehabilitationsmaßnahmen möglichst schnell und geräuschlos durchgezogen, sagt Professor Dr. Hannes Schedel, der eine onkologische Rehabilitationsklinik im bayerischen Kellberg bei Passau leitet. In dem 205-Betten-Haus werden jährlich rund 3.000 Patienten von 130 Mitarbeitern in Anschlussheilbehandlungen (AHB) und Rehabilitationsmaßnahmen versorgt.
Mit Chauffeur und Sekretärin in die Klinik
Das Vorstandsmitglied eines bayerischen Unternehmens in den Mit-fünfziger-Jahren kam nach einer Prostatatumor-Operation in die Reha-Klinik. Die Erkrankung sei „leicht steuerbar“ gewesen, berichtet der Chefarzt. Mit Chauffeur und Sekretärin sei der Manager in der Klinik eingezogen und gleichzeitig schon mit einem Bein im Berufsleben gestanden. Die öffentliche Wahrnehmung seiner Diagnose hätte sofort Nachfolgediskussionen ausgelöst.

Eine 45-jährige Top-Managerin mit der Diagnose eines familiär bedingten Brustkrebses kam quasi „undercover“ in die Reha-Klinik. Der Ärztliche Direktor sei als ein einer der wenigen Mitarbeiter eingeweiht gewesen und habe die Inkognito-Patientin behandelt. Der Imageschaden für das Unternehmen wäre zu groß gewesen, wenn sich die Tatsache einer Krebserkrankung herumgesprochen hätte. So entschied sich die Managerin für eine Reha in Isolation, um der Umgebung ihre wahre Identität zu verbergen.
Kämpfer und Verdränger
Wie verarbeiten Top-Manager die Diagnose? „Es gibt Kämpfer und Verdränger“, ordnet der Klinikleiter die Typen ein. Es gebe viele Patienten, die es nicht wahrhaben wollen und sich erst recht in die Arbeit hineinstürzen, sagt Schedel, der nach seinem Medizinstudium in München an der Berliner Charité als Leitender Oberarzt für radiologische Diagnostik tätig war.
In der Alterskohorte zwischen 40 und 60 Jahren treten bei Männern häufig Prostata-, Dickdarm und Hautkrebs, bei Frauen Brustkrebs und Gebärmutterkrebs auf. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland rund 300.000 Menschen an Krebs. Chemotherapien, Bestrahlungen oder Tumorentfernungen hinterlassen bei Topmanagern wie bei normalen Patienten Spuren, die nur durch entsprechende Rehabilitationsmaßnahmen zu neutralisieren sind. „Die körperlichen Schäden sind immer sichtbar, die Gedanken und Gefühlszustände eines Patienten aber nicht.“

Ängste nach innen und außen
Der Manager umgeht mit der diskreten Behandlung auch wohlwollende menschliche Nachfragen. Es bleibe nicht anderes übrig als zu sagen: „Ich fühle mich gut und werde weitermachen.“ Diese Bedrohungen von außen seien zu meistern, sagt Prof. Schedel. Der Manager müsse genauso in sich hinein hören: Angst sei eine normale Reaktion auf die Diagnose Krebs mit der existenziellen Bedrohung. Diese Angst zu nehmen, sei eine wichtige Aufgabe der Rehabilitation. Nach Operation oder Chemotherapie bereiten sich in der Reha Krebspatienten auf ein Leben im normalen Umfeld vor. Unabhängig von Beruf oder der Stellung werde versucht, den Patienten in zwei bis drei Wochen körperlich und seelisch wieder voll erstarken zu lassen und die Lebensqualität wiederherzustellen.

Der Trend zu kürzeren Verweildauern ist auch von den Kostenträgern vorgegeben. Bundesweit betrug etwa im Jahr 2009 nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung (DRV), einem der größten Kostenträger in der onkologischen Rehabilitation, die mittlere Behandlungsdauer 23 Tage. Heute werde nur in Ausnahmefällen eine dreiwöchige Rehabilitationsmaßnahme verlängert, sagt der Klinikleiter. Manager stünden dagegen unter dem Druck, möglichst schnell wieder auf der Brücke des Unternehmens zu erscheinen.
Ungeduldig, aber ehrgeizig zu lernen
„Er ist ungeduldig, aber ehrgeizig“, charakterisiert Schedel einen typischen Top-Manager. Nach einer Prostatatumor-Operation haben Männer anfangs oft ein Inkontinenz-Problem und müssen Windeln tragen. Die meisten Männer müssten deshalb in den drei Wochen der Rehabilitation lernen, ihren Beckenboden wahrzunehmen und zu trainieren. Je eher der Patient lerne, umso eher könne er auf Windeln verzichten. „Das ist ein großer Ansporn“, weiß der Reha-Experte.

Technischer Fortschritt macht´s möglich
Der geräuschlose Weg zurück in den Berufsalltag ist auch dem technischen Fortschritt in der Medizin in den letzten 20 Jahren zu verdanken. „Die Tumordiagnose führt heute nicht automatisch zur Rente“, sagt der Klinikleiter. Mittlerweile überleben seiner Einschätzung nach rund 80 Prozent der Krebspatienten entweder, weil sie geheilt werden, oder, weil wirksame Therapien die Krankheit lange in Schach halten.
Während Topmanager so schnell wie möglich den Weg in den Business-Alltag suchen, um wieder an oberster Stelle zu schalten und zu walten, müssen auch normale Arbeitnehmer wieder zurück. Solange berufliche Integration möglich sei, so der Reha-Experte, werde diese auf Druck der Versicherungsträger durchgeführt. Eine dreiwöchige Rehabilitationsmaßnahme habe sich aus Sicht der Kostenträger gelohnt, wenn der Patient in seinem späteren Berufsleben wieder ein Vierteljahr arbeiten kann. Nach Krankenrückkehrgesprächen könnten zum Beispiel andere Positionen verteilt werden. Für Chefpatienten gibt es nur eine berufliche Alternative: „Der geheime Weg zurück an die Spitze zurück oder Ruhestand“, weiß Klinikchef Schedel.

Über die Klinik Prof. Schedel GmbH
Die Klinik Prof. Schedel GmbH in Thyrnau-Kellberg (Landkreis Passau) ist seit 50 Jahren im Rehabereich tätig. Mit zwölf Ärzten und 125 Mitarbeitern ist das 205-Zimmer-Haus eine der größten Einrichtungen für die Versorgung onkologischer Patienten im südostbayerischen Raum. Die auf einem 30 ha großen Areal mit Parkumfeld befindliche Klinik hat die Akzeptanz nahezu aller großen Akutkrankenhäuser und der Universitätskliniken in Bayern für Anschlussbehandlungen. Mit größtmöglicher Transparenz und hoher Qualität werden die Patienten individuell, aber auch leitliniengemäß behandelt.

Klinik Prof. Schedel GmbH
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