Zehn Prozent Einsparpotenzial bei elektromobilen Logistiklösungen

Projekte aus dem Technologieprogramm IKT für Elektromobilität zeigen, wie sich Elektro- und gemischte Logistikflotten wirtschaftlich betreiben lassen

„Bei der Sächsischen Zeitung und dem eingesetzten E-Kleinfahrzeug sanken die Verbrauchskosten um bis zu 80 Prozent, die Lohnkosten um bis zu 12 Prozent und die Gesamtkosten um zehn Prozent gegenüber Vergleichsfahrzeugen mit Verbren-nungsmotor“, resümiert zufrieden Dr. Harald Hempel vom SDL-Konsortialführer DAKO GmbH.

Rückläufige Abonnentenzahlen, steigende Kosten und drohende Dieselfahrverbote: Auch die Logistik der Medienhäuser steht unter Druck und sucht nach neuen Konzepten, vorzugsweise auch mit elektrisch betriebenen Fahrzeugen. Die Sächsische Zeitung und die Leipziger Volkszeitung (LVZ) gehören zu den Vorreitern, denn sie testen bereits elektrische und gemischte Flotten.

Dieselbetriebene Fahrzeuge einfach durch elektrisch betriebene Fahrzeuge zu ersetzen, ist häufig keine Lösung, weil kaum Elektrotransporter auf dem Markt sind – oder weil sie noch zu teuer und damit nicht wirtschaftlich sind. Die Logistikbranche braucht deshalb neue Ansätze bei der Touren- und Fahrzeugplanung von gemischten oder rein elektrischen Flotten, die von Informations- und Kommunikationstechnologien unterstützt werden.

Im Technologieprogramm IKT für Elektromobilität III (IKT EM III) des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) rollen unter der Begleitung von Praxis- und Wissenschaftsteams in den Projekten „SMART DISTRIBUTION LOGISTIK“ (SDL) und „iHub“ die ersten Teile von Logistikflotten leise, emissionsfrei und wirtschaftlich.

Das IKT EM III-Projekt SMART DISTRIBUTION LOGISTIK (SDL) unterstützt den Einsatz von Elektrofahrzeugen im Fuhrpark mit einer lernenden IT-basierten Plattform. Dazu entwickelt SDL seit 2017 zusammen mit den Medienhäusern Lösungen für die Optimierung auf unterschiedlichen Stufen der logistischen Planung. Im Einsatz sind 40 Elektrokleinfahrzeuge bei der sächsischen Zeitung und zwei E-Fahrzeuge bei der LVZ.

Kleine und wendige Elektrofahrzeuge – das zeigt der Testverlauf – eignen sich für die Zustellung von Post und Zeitungen besonders. Und so arbeitet SMART DISTRIBUTION LOGISTIK auf der letzten Meile mit dem norwegischen E-Kleinfahrzeug „Paxster“ (200 kg Zuladung, Reichweite ca. 100 km) und dem Schweizerischen „VR3-Bike“ mit 130 km Reichweite (270 kg Zuladung).

Kleine E-Fahrzeuge in der Pharmalogistik
In Berlin testet das SDL-Team zusammen mit dem Projektpartner eLOG Systembetrieb seit mehreren Jahren ein Projekt in der Pharmalogistik mit dem elektrisch betriebenen Renault Kangoo Z.E.. Im Testszenario beliefert der Pharmagroßhandel drei- bis viermal täglich Apotheken. Das Testergebnis: der Einsatz der E-Fahrzeuge ist in der Innenstadt am wirkungsvollsten. Denn Verbrennungsfahrzeuge brauchen wegen des häufigen Anfahrens im Stop and Go-Verkehr viel Sprit, kommen damit auf hohe Emissionen und haben zudem einen großen Verschleiß.

„iHub“: Blick in die Zukunft der Stückgut-Logistik
„Aufgrund des bisherigen Projektverlaufs sind wir zuversichtlich, dass wir die Vorteile der Elektromobilität auch im Praxiseinsatz einer Logistikmischflotte nutzen können. Seit Testbeginn vor 15 Monaten haben wir mit einem Elektro-LKW etwa 16 Tonnen CO2 eingespart“, so Erik Wirsing, Vice President Global Innovation bei der DB Schenker AG. Beim Test waren insgesamt drei Elektro-LKW mit einem zulässigen Gesamtgewicht von je bis zu 18 Tonnen im Einsatz, der 12-Tonner LKW ist weiterhin in der Langzeiterprobung.

An der Berliner Geschäftsstelle des Konsortialführers Schenker Deutschland AG arbeitet seit 2017 ein großes Team an der Zukunft des Flottenmanagements in der Stückgut-Logistik. Dazu gehören die FRAMO GmbH aus Löbichau (Thüringen), ein Softwarehaus und For-schungseinrichtungen. Sie haben gemeinsam das IT-gestützte System „iHub“ zur Steuerung von gemischten dieselbetriebenen und elektrischen LKW-Flotten für ein Logistikzentrum entwickelt. „iHub“ ist auch der Name des Projektes, das im Technologieprogramm IKT für Elektromobilität des BMWi gefördert wird. Die iHub-Systementwickler haben strikt darauf geachtet, dass der gemischte Fuhrpark eine echte wirtschaftliche Alternative zu klassischen LKW-Flotten bietet.

Auf der iHub-Plattform kann der Spediteur aus seinem Fuhrpark auswählen, welches Fahrzeug sich für den bevorstehenden Transport am besten eignet – konventionell oder elektrisch betrieben. Auf einen Blick sieht er die Verfügbarkeit der Fahrzeuge, den Ladestand bei elektrischen LKW und deren Reichweite. Damit auch die Energieversorgung auf dem Speditionshof funktioniert, hat das Projektteam ein autarkes Energiemanagementsystem integriert.

Die Integration von Elektro-LKW in die Logistikflotten erfordert eine intelligente Steuerung, die den Nachteil kurzer Reichweiten und langer Ladezeiten bei Elektro-LKW ausgleicht. Das bewerkstelligt eine dynamische Tourenplanung, die Transportaufträge nur dann einem E-LKW zuteilt, wenn dieser den Auftrag so zuverlässig erledigen kann wie ein Diesel-LKW.

Noch eine weitere Option hat sich aus dem IKT EM-Projekt „iHub“ ergeben: Die Stadt Hamm (180.000 Einwohner) bietet sich aufgrund ihrer verkehrsgeografischen Lage als besonderer Logistik-Standort an, bei dem sich das Ziel eines lokal emissionsfreien Lieferverkehrs mit Elektrofahrzeugen praktisch umsetzen ließe. Die Vorerfahrungen aus dem IKT EM-Projekt iHub könnten auch in diesem Projekt gute Dienste leisten.

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Über das Technologieprogramm „IKT für Elektromobilität“
Im Technologieprogramm „IKT für Elektromobilität III: Einbindung von gewerblichen Elektrofahrzeugen in Logistik-, Energie und Mobilitätsinfrastrukturen“ fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) von 2016 – 2020 derzeit 22 Pilotprojekte mit ganzheitlichen Lösungskonzepten und beispielhaften Systemlösungen, die Technologien, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle integrativ berücksichtigen. Im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten stehen auf Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) basierende Innovationen bei Fahrzeugtechnik, wirtschaftlichen Flotten- und Logistikkonzepten, Lade-, Kommunikations- und Plattformtechnologien sowie die Einbindung von Elektrofahrzeugen in intelligente Energie- und Verkehrsnetze.

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Bildquelle: Kristian Barthen