Tarifrunde Zeitungen 2010/11: Zahlen, Fakten, Folgen

(pressebox) Berlin, 22.02.2011 – Morgen, am 23. Februar 2011, kommen DJV, ver.di und BDZV in Köln zusammen, um die Tarifrunde vom 8. Dezember 2010 für die rund 14.000 Tageszeitungsredakteurinnen und -redakteure fortzusetzen. Zur Erinnerung: DJV und ver.di gingen in die Gespräche mit der Forderung nach vier Prozent mehr Gehalt bzw. Honorar für die Journalisten an Tageszeitungen, der BDZV hingegen präsentierte einen Forderungskatalog, der die Tariflandschaft umkrempeln sollte. Hier noch einmal die Verlegerforderungen im Überblick:

Gehaltstarifvertrag

Der Gehaltstarifvertrag (GTV) soll für drei Jahre abgeschlossen werden und in seiner Struktur unverändert bleiben. Für die ersten zwei Jahre stellten die Verleger jeweils eine „moderate Einmalzahlung“ in Aussicht und für das dritte Jahr eine prozentuale Anhebung der Gehälter in geringem Umfang. Über dessen Höhe machten sie keine Angaben.

Manteltarifvertrag

Die Zeitungsverleger forderten, Urlaubs- und Weihnachtsgeld, die derzeit zusammen 1,75 Monatsgehälter ausmachen, zu einem Gehalt zusammenzustreichen. Das Jahresgehalt eines Redakteurs soll also nur noch aus 13 Monatsgehältern bestehen.

Tarifwerk für Berufsanfänger

Berufsanfänger sollen nach dem Willen des BDZV künftig unter ein neues Tarifwerk fallen. Der neue Manteltarifvertrag sieht „höchstens“ ein dreizehntes Monatsgehalt für Urlaubs- und Weihnachtsgeld vor. Der Jahresurlaub beträgt unabhängig vom Alter 30 Tage, die Wochenarbeitszeit in den Redaktionen 40 Stunden. Die Redakteursgruppen im Gehaltstarifvertrag der Berufseinsteiger werden von derzeit sechs auf vier reduziert. Volontäre im ersten Berufsjahr verdienen monatlich 1.550 Euro, im zweiten Jahr 1.800 Euro. Die Gehälter der Redakteurinnen und Redakteure der zweiten Gruppe bekommen in den ersten vier Berufsjahren 2.650 Euro monatlich, ab dem fünften Berufsjahr 3.100 Euro und nach dem 10. Jahr 3.800 Euro. Redakteure mit Entscheidungsbefugnis in der Gruppe 3 kommen ab dem fünften Berufsjahr auf 4.100 Euro und nach dem 10. Jahr auf 4.650 Euro. Die Redakteure in leitender Stellung der Gruppe 4 werden außertariflich bezahlt. Die Beiträge der Verleger zur Presseversorgung sinken von fünf Prozent auf 2,5 Prozent.

Paketlösung

Der BDZV will, so dessen Verhandlungsführer Werner Hundhausen am 8. Dezember 2010, redaktionelle Arbeitsplätze erhalten und die Tarifverträge sichern – obwohl die Zeitungsverlage keine wirtschaftlichen Verbesserungen in den nächsten drei Jahren erwarten. Deshalb koppelte der BDZV auch den Fortbestand der vorhandenen Tarifverträge an die Einführung des neuen Tarifwerks für Berufseinsteiger. Zu Gegenleistungen an die Gewerkschaften waren die Verleger nicht bereit. Sie boten weder eine Arbeitsplatzgarantie noch den Verzicht auf Outsourcing oder Leiharbeit an. Ob ein Riegel vor die Möglichkeit geschoben werden soll, dass Verlage auch mit den „Altbeschäftigten“ oder mit einzelnen Redaktionen in das Tarifwerk für Berufsanfänger wechseln können, ließen die BDZV-Verhandler offen.

Auswirkungen

Was das geforderte Tarifwerk für Berufsanfänger in Zahlen bedeutet, hat der DJV am Beispiel eines 40-jährigen Redakteurs ausgerechnet: Die höhere Wochenarbeitszeit bedeutet einen Einkommensverlust von 9,6 Prozent, das niedrigere Gehalt kostet ihn 18,4 Prozent, die geringeren Arbeitgeberanteile an der Presseversorgung bedeuten minus 2,5 Prozent und der geringere Urlaubsanspruch minus 0,6 Prozent. Das macht in der Summe ein Minus von 31,1 Prozent aus. Doch damit nicht genug: Wenn er den niedrigeren Arbeitgeberanteil an der Presseversorgung nicht durch einen höheren Eigenanteil ausgleicht, muss er als Rentner auf fast die Hälfte der Versicherungsleistung verzichten.

Abwertung des Journalistenberufs

Der DJV sieht in den Verlegerforderungen eine dauerhafte Abwertung des Journalistenberufs. Denn alles in allem machen die „Vorschläge“ der Verleger ein Minus von rund 30 Prozent gegenüber dem jetzigen Tarifniveau aus. Die Kürzung von Weihnachts- und Urlaubsgeld missachtet die Leistung der 14.000 Redakteurinnen und Redakteure, das neue Tarifwerk für Anfänger wird dazu führen, dass sich qualifizierte Akademiker für einen anderen Beruf entscheiden.

Wie geht es weiter?

DJV und ver.di treffen am morgigen 23. Februar ab 11.30 Uhr im Kölner Radisson BLU Hotel am Messekreisel erstmals wieder mit den Verlegern zusammen. Journalistinnen und Journalisten aus deutschen Zeitungsredaktionen werden ebenfalls vor Ort sein und den Verlegern zeigen, was sie von deren Sparorgien halten. Der DJV wird Sie aktuell über die Tarifrunde informieren.