Neue Erinnerungskultur bei Bestattungen

Das Unternehmen conVela-Erinnerungskultur bietet Erinnerungsschmuck und Grabbeilagen an und entdeckt nebenbei die Alltäglichkeit des Todes. Die jungen Gründerinnen Juliane Uhl und Stefanie Oeft-Geffarth können gut damit leben, sich ständig mit dem Sterben zu beschäftigen.

In allen Zeitungen und Magazinen, in Reportagen und Filmen war im November das Thema Tod zu finden. Es geht um Bestattungskosten, um Probleme anonymer Beisetzungen und um die Aussage einer Gesellschaft, die sie im (Nicht)Umgang mit ihren Toten trifft. Gehört werden Bestatter, Seelsorger, Hospizmitarbeiter und Psychologen; die Experten sind solche, die sich täglich mit den Betroffenen beschäftigen.

Das junge Unternehmen conVela denkt anders: „Die Enttabuisierung des Themas Tod kann nicht nur da stattfinden, wo Betroffenen direkt geholfen wird. Wenn das Sprechen über den Tod gleichzeitig immer mit dem Gedanken an eine bevorstehende oder die eigene Beerdigung und mit dem Vorwurf an die Gesellschaft verbunden ist, nicht gut genug mit den eigenen Toten umzugehen, ist eine Diskussion eher zäh, tot. Was es braucht, ist Lebendigkeit im Tod“ sagt Juliane Uhl. Und diese Vitalität erzeugt man durch offene Diskussionen, durch ehrliche Worte, die befreit sind von poetischen Bildern und dem Zwang zur political correctness. Juliane Uhl und Stefanie Oeft-Geffarth, die im Sommer 2011 das Unternehmen conVela-Erinnerungskultur gegründet haben, starteten mit der Idee, etwas für die Hinterbliebenen zu schaffen. Entstanden sind Erinnerungsstücke, moderne Grabbeigaben und neue Orte des Gedenkens, die der namenlosen Bestattung etwas von ihrem Schrecken nehmen können. Schmuck, der mit der Handschrift des Verstorbenen versehen ist und nach der Trauerzeit in einer Behausung seinen Platz findet, verleiht der Trauer Ausdruck und ermöglicht den Hinterbliebenen, abzuschließen. Aus den anfänglichen Ideen zur materiellen Gestaltung ist nun eine Vision von Erinnerungskultur geworden, die sich täglich neu speist. Jeder hat etwas zum Thema Tod zu sagen, jeder hat Ängste und Wünsche, wenn es um das eigene Sterben oder das eines nahen Angehörigen geht.

Wenn die Gründerinnen erzählen, was sie beruflich machen, begegnet ihnen zunächst eine erschrockene Distanz, die sich schnell in Neugier und Verstehen wandelt. „Das Thema geht alle an und alle haben etwas dazu zu sagen. Viele aber tun es nicht, weil es eine innerliche Schranke gibt, über den Tod zu reden. Man will den Teufel nicht an die Wand malen. Man möchte nicht pietätlos sein. Im Grunde ist es ein ewiges Verdrängen“ so Uhl. Aus Intuition ist bei ihr Erfahrung geworden, als kurz vor dem Start von conVela ihre Schwiegermutter gestorben ist. „Das theoretische Denken über Richtig und Falsch im Umgang mit dem Sterben war mit einem Schlag zum Bauchgefühl geworden“ sagt sie. „Schwierig ist für mich, meine Trauer in der Gesellschaft zu zeigen. Ich will nicht weinen, aber ich möchte sagen können, dass jemand gestorben ist. Diese Tatsache macht mich aus, charakterisiert mein Sein in diesen Tagen und Wochen.“ Während man früher schwarze Kleidung und Trauerflor trug, wird die Trauer heute versteckt, gebändigt und beherrscht. Die Unternehmerinnen sind davon überzeugt, dass dies nicht gut sein kann und entwickeln Rituale, die auch die Öffentlichkeit wieder zum Ort der privaten Trauer werden lassen.

Wie ist das so, sich den ganzen Tag mit dem Sterben auseinander zu setzen? „Wir setzen uns nicht direkt mit dem Sterben auseinander, sondern mit den menschlichen und kulturellen Aspekten zu den Themen Erinnerung, Abschied, Tod, Trauer und Anteilnahme. Und das ist berührend und aufregend“ so Stefanie Oeft-Geffarth. Sie hat Kunst studiert und als Designerin gearbeitet. In beiden Feldern arbeitete sie reflexiv zu gesellschaftlichen Prozessen und Gegebenheiten. Schon im Studium entstanden Arbeiten zu Ausstellungstiteln wie „Brot und Tod“ oder „Glück“. Mit der Entwicklung von Erinnerungsstücken und Ritualen wird ihr Diskurs anwendbar, ihre Gedanken zum Thema erschaffen Handlungsoptionen und vielleicht sogar Trost. „Das klingt trauriger, als es ist. Es ist extrem spannend, in einem noch weitgehend undefinierten Bereich so sinnstiftend kreativ zu sein“ sagt Oeft-Geffarth.

Sie ist für die  Produktentwicklung, das Marketing und den Einkauf verantwortlich. Juliane Uhl, studierte Soziologin und Kommunikationswissenschaftlerin, kümmert sich um den Vertrieb, die Partnerbetreuung und alle Verwaltungsaufgaben.

Das Zusammenspiel einer Künstlerin mit Marketingerfahrung und einer kontaktstarken Soziologin ergibt eine dynamische und moderne Unternehmensstruktur mit einer festen Basis.  Kommuniziert wird dabei auf allen Kanälen: Relevante Themen werden bei Facebook veröffentlicht und diskutiert, in einem Blog gibt es bald Meinungen zu Artikeln über das  Leben und Sterben, eigene Artikel werden verfasst, die Partnerakquise erfolgt zu einem großen Teil über das Netzwerk Xing.

Bei conVela werden nicht einfach nur Schmuckstücke verkauft, da wird Gesellschaft diskutiert, da wird Kultur gedacht.

conVela wurde seit Anfang des Jahres 2011 gedacht und im Juli 2011 offiziell gegründet. Der Firmenname ist ein Kunstwort aus dem Wort VELA, das für Wolke, Kerze oder Segel steht.

Stefanie Oeft-Geffarth (35) ist verheiratet und hat drei Kinder. Juliane Uhl (31) ist ebenfalls verheiratet und hat eine Tochter. Die Unternehmerinnen haben sich im Frühjahr in einem CoWorking-Space kennengelernt und leben beide in Halle an der Saale.

Weitere Informationen unter:

conVela-Erinnerungskultur

Robert-Blum-Straße 37

06114 Halle/ Saale

www.convela.de

Ihre Ansprechpartnerin: Juliane Uhl (0345 2137 9656 1, partner@convela.de)