Atomstrom kostet Bundesbuerger 304 Milliarden Euro staatliche Foerderung

Greenpeace legt aktualisierte Studie zu Atomsubventionen vor

Hamburg, 13. 10. 2010 – Die Nutzung der Atomenergie in Deutschland kostete
die Bundesbuerger von 1950 bis 2010 mindestens 204 Milliarden Euro an
staatlichen Foerdermitteln. Weitere 100 Milliarden Euro kommen kuenftig
auch ohne die von der Bundesregierung geplante Laufzeitverlaengerung fuer
Atomkraftwerke noch hinzu. Diese tatsaechlichen Kosten der Atomenergie
stellt Greenpeace heute in einer aktualisierten Studie des Forum
Oekologisch-Soziale Marktwirtschaft vor. Den Berechnungen liegen erstmalig
weitgehend vollstaendige Zahlen zugrunde. Laufen die Atomreaktoren noch
einmal acht bis vierzehn Jahre laenger, fallen zusaetzliche Kosten an.
Greenpeace fordert die Bundesregierung erneut auf, bis zum Jahr 2015 aus
der Atomkraft auszusteigen. Die sieben aeltesten Atomkraftwerke und das AKW
Kruemmel muessen aus Sicherheitsgruenden sofort abgeschaltet werden.

„Atomkraft ist nicht nur die gefaehrlichste, sondern auch die teuerste Form
der Stromerzeugung“, sagt Andree Boehling, Energie-Experte von Greenpeace.
„Die Bundesbuerger werden von den Betreibern der Atomkraftwerke gleich
doppelt abkassiert, ueber die Stromrechnung und ihre gezahlten Steuern.“

Die in der Studie bezifferten realen Foerdermittel von 204 Milliarden Euro
setzen sich zusammen aus direkten Finanzhilfen des Bundes wie
Forschungsfoerderung, Kosten fuer die Atommuellendlager Asse II und
Morsleben oder die Stilllegung der ostdeutschen Meiler. Hinzu kommen
Steuerverguenstigungen in der Energiebesteuerung und durch die Regelungen
bei den Entsorgungsrueckstellungen sowie Zusatzeinnahmen durch den
Emissionshandel. Jede Kilowattstunde Atomstrom wird so mit mindestens 4,3
Cent subventioniert. Das ist mehr als doppelt so viel wie die Foerderung
der Erneuerbaren Energien ueber das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG)
derzeit ausmacht.

Subventionsbericht der Bundesregierung verschleiert tatsaechliche Kosten

Die Bundesregierung fuehrt in ihren Subventionsberichten lediglich
Atomsubventionen von rund 200 Millionen Euro bis zum Jahr 2010 auf. Ursache
fuer die Differenz ist der aeusserst eng gefasste Subventionsbegriff der
Regierung, in dem nur die Kompensationen fuer Land- und Forstwirtschaft
nach dem Tschernobyl-GAU zeitweise erfasst sind. Alle weiteren in der
Studie erfassten Foerdertatbestaende werden im Bericht der Bundesregierung
nicht beruecksichtigt.

Die Subventionen laegen noch weitaus hoeher, wuerden die externen Kosten
der Atomkraft miteinbezogen. Diese sind besonders wegen der unvorstellbaren
Folgen und Kosten eines nuklearen Unfalls sehr hoch, aber nicht exakt zu
berechnen. „Es ist kurzsichtig und dreist, sich ueber Kosten der
Erneuerbaren Energien zu beklagen, wenn gleichzeitig Atomkraft und Kohle
hoch subventioniert werden“, sagt Andree Boehling. „Gaebe es eine faire
Berechnung der Strompreise, waeren viele Anlagen der Erneuerbaren Energien
heute bereits ohne Foerderung konkurrenzfaehig.“

www.greenpeace.de