„Vertrauen“ und „Respekt“ gewinnen für Kinder an Bedeutung
– „Freundschaft“ und „Familie“ sind die wichtigsten Werte
– „Respekt“ und „Vertrauen“ legen an Bedeutung zu
– Bereitschaft der Kinder zu sozialem Engagement wächst
– Kinder sehen den Beruf der Eltern positiv, wünschen
sich aber mehr gemeinsam verbrachte Zeit
Hamburg, 8. Dezember 2010. Entgegen verbreiteter Ansichten von einem drohenden
„Werteverfall“ verfügen die Kinder in Deutschland über ein feines Gespür für
Werte und haben eine starke Wertorientierung. So sagen 75 Prozent der 6- bis
14-Jährigen, dass ihnen „Familie“ und „Freundschaft“ „total wichtig“ sind.
Daneben haben personenbezogene Werte wie „Geborgenheit“, „Vertrauen“,
„Ehrlichkeit“ und „Zuverlässigkeit“ für die Kinder einen klar höheren
Stellenwert als etwa „Geld/Besitz“, „Durchsetzungsfähigkeit“, „Ordnung“ oder
„Glaube“. Werte wie „Vertrauen“ und „Respekt“ sind für die Kinder in den
vergangenen Jahren sogar immer wichtiger geworden. Dies ist das Ergebnis des
dritten Kinderwerte-Monitors des Kindermagazins GEOlino in Zusammenarbeit mit
UNICEF Deutschland.
Gefragt wurde in diesem Jahr erstmals auch danach, wie Kinder die
Berufstätigkeit ihrer Mütter und Väter erleben. Die meisten Eltern schaffen es
danach relativ gut, den Druck des Berufslebens von ihren Kindern fern zu
halten. So stehen die meisten Kinder der Berufstätigkeit ihrer Mütter und Väter
positiv gegenüber. Sie erleben zwar Zeitknappheit und auch Belastungen; und
jedes dritte Kind, dessen Mutter arbeitet, wünscht sich eine Verringerung der
Arbeitszeit. Aber gleichzeitig erleben die Kinder die zur Verfügung stehende
gemeinsame Zeit insgesamt als sehr positiv.
„Die Befragung zeigt, dass die Kinder eine ausgeprägte Werteorientierung haben.
Hinweise auf eine ,soziale Vereisung‘ oder einen ,Werteverfall‘ der Kinder gibt
sie nicht. Zudem können Kinder und Mütter Berufstätigkeit und gemeinsam
verbrachte Zeit trotz offensichtlicher mehrfacher Belastungen relativ gut
miteinander vereinbaren“, sagte Prof. Dr. Hans Bertram von der Humboldt-
Universität Berlin, der zudem Mitglied des Deutschen Komitees für UNICEF ist.
„GEOlino nimmt Kinder als Leser und kleine Persönlichkeiten sehr ernst und
begegnet ihnen auf Augenhöhe. Der GEOlino-Kinderwerte-Monitor entspringt diesem
Selbstverständnis und belegt einmal mehr, dass Kinder sehr feine Antennen haben
für das, was um sie herum vor sich geht.
Zugleich dient diese Untersuchung dazu, einen Beitrag zur gesellschaftlichen
Diskussion rund um die Themen Kinder, Erziehung, Familie und Partnerschaft zu
leisten“, so Dr. Gerd Brüne, Verlagsleiter der GEO-Gruppe, die im Herbst 2010
die Umfrage durchgeführt hat.
„Kinder sind Realisten. Sie wissen um die Notwendigkeit von Arbeit und
Berufstätigkeit ihrer Eltern. Und sie sind Idealisten, wenn es um ihre
Wertorientierung geht. Am wichtigsten ist ihnen die gemeinsame Zeit mit Vätern
und Müttern. Jede Stunde gemeinsamer aktiver Zeit ist ein Beitrag für das
Wohlergehen der Kinder und damit der ganzen Gesellschaft“, sagte Christian
Schneider, Geschäftsführer UNICEF Deutschland.
Starke Wertorientierung und hohe Bereitschaft zum Engagement
Gegenüber der vorhergehenden Befragung in 2008 hat aus Sicht der Kinder die
Bedeutung von vielen Werten auf hohem Niveau noch einmal zugenommen. Am
stärksten stieg aus ihrer Sicht die Wichtigkeit der Werte „Respekt“ (plus 6
Prozentpunkte auf 35 Prozent, die diesen Wert „total wichtig“ finden),
„Vertrauen“ (+4 / auf 57 Prozent) und „Gerechtigkeit“ (+3 / auf 46 Prozent).
Bei der Vermittlung von Werten kommt aus Sicht der Kinder den Eltern (97
Prozent), den Lehrern (77 Prozent) und Verwandten (76 Prozent) die wichtigste
Rolle zu. Die Kirche (27 Prozent) und Politiker (11 Prozent) haben ihrer
Ansicht nach hierbei einen eher niedrigen Stellenwert.
Grundsätzlich sind die Kinder auch gern bereit, sich sozial und für die Umwelt
zu engagieren. Am größten ist die Einsatzbereitschaft gegenüber Freunden, und
auch Tieren wollen Kinder gern helfen. 78 Prozent der Kinder sind generell
„gern“ (50 Prozent) oder „sehr gern“ (28 Prozent) bereit, anderen Menschen zu
helfen und sich zum Beispiel an Aktionen von UNICEF zu beteiligen.
Im Vergleich zu den Umfragen von 2006 und 2008 hat die Relevanz von
Kinderrechten ebenfalls noch zugenommen – insbesondere in der älteren Gruppe
der 11- bis 14-Jährigen. Bemerkenswert ist, dass das Recht, dass „alle Kinder
ohne Gewalt aufwachsen dürfen“, als „total wichtig“ bewertet wird (80 Prozent),
gefolgt von „spielen dürfen“ (78 Prozent) und „gesund leben“ (75 Prozent).
Positive Einstellung zur Berufstätigkeit der Mütter und Väter
Insgesamt stehen die Kinder der Berufstätigkeit ihrer Mütter und Väter positiv
gegenüber.
Insbesondere sehen sie sehr klar, dass diese ihnen finanzielle und materielle
Sicherheit bringt. Dies wird jedoch durch den Verzicht auf gemeinsam verbrachte
Zeit erkauft, was die Kinder insgesamt bedauern. Zudem wird von einem Teil der
Kinder auch Gestresstheit und Ungeduld der Eltern als Schattenseite der
Berufstätigkeit erlebt.
Aus Sicht der Kinder nehmen sich Mütter unter der Woche zu 80 Prozent „viel“
oder „genügend“ (29 % / 51 %) Zeit für ihre Kinder, Väter kommen dagegen nur
auf 44 Prozent (8 % / 36 %). An den Wochenenden haben die Väter zwar zu 84
Prozent „viel“ oder „genügend“ (38 % / 46 %) Zeit für ihre Kinder, aber selbst
dann erzielen die Mütter (94 %) einen klar höheren Wert.
Berufstätige Mütter sind zu 86 Prozent „sehr“ oder „meistens“ zufrieden mit
ihrer beruflichen Situation. Bei der Frage, wie gut es ihnen gelingt, Beruf und
Familie miteinander zu vereinbaren, antworten 89 Prozent mit „sehr gut“ oder
„gut“. Allerdings arbeitet der überwiegende Teil der befragten berufstätigen
Mütter Teilzeit (65 %). Vollzeit arbeiten vor allem Mütter von älteren Kindern
(ab zehn Jahre).
Gemeinsame Freizeitaktivitäten
Bei Freizeitaktivitäten gemeinsam mit nur einem Elternteil ist es meist die
Mutter, mit der die Kinder zusammen aktiv sind, wie etwa beim Kochen,
Einkaufen, Malen, Fernsehen oder bei Kinobesuchen. Nur bei Computerspielen
verbringen Kinder mehr Zeit allein mit ihrem Vater als mit ihrer Mutter. Wenn
es darum geht, gemeinsame Zeit mit beiden Elternteilen zu verbringen, stehen
Fernsehen, Theater-/Museums-/Ausstellungsbesuche sowie Kinobesuche weit oben.
Hintergrund der Studie
Im August und September 2010 hat das Marktforschungsinstitut Synovate
insgesamt 1.500 repräsentativ ausgewählte Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren
zu ihren Wertvorstellungen und Einstellungen befragt. Über 400 geschulte
Interviewer besuchten die Kinder zu Hause, parallel dazu wurde die Meinung der
Mütter mittels eines Fragebogens erhoben. Wie bei den Umfragen in 2006 und
2008 wurde nach bedeutsamen Werten und Ängsten, der Relevanz verschiedener
Kinderrechte und dem Interesse an sozialem Engagement gefragt. Neu hinzu kamen
die Themen Freizeitverhalten, Berufstätigkeit der Eltern und das Zusammenspiel
dieser beiden Faktoren.
Bei Rückfragen und Interviewwünschen wenden Sie sich bitte an:
UNICEF: Rudi Tarneden
Telefon 0221/93650-235 oder -315
GEO Marktkommunikation:
Maike Pelikan
Telefon 040-3703-2157
Unter www.unicef.de und www.geo.de/presse-download finden Sie umfassende
Ergebnisse des Monitors und Grafiken zum Download.