(pressebox) Poing, 07.01.2011 – Immer mehr Festnetzanbieter drängen ihre Kunden in einen sogenannten NGN-Anschluss (Next Generation Network), bei dem auch die Sprachtelefonie komplett übers Internet abgewickelt wird. Hintergrund: Die NGN-Infrastruktur ist für die Provider wesentlich kostengünstiger als das klassische Telefonnetz. Doch stimmt auch die Qualität? Dieser Frage ist die Fachzeitschrift connect in ihrer aktuellen Ausgabe 2/2011 nachgegangen. An elf Standorten in Deutschland haben die Tester mit Originalverträgen NGN-Leitungen bei den neun wichtigsten Anbietern gebucht; als Referenz diente ein ISDN-Anschluss der Deutschen Telekom. Tag und Nacht bauten Computer Testverbindungen über jeden Anbieter zu Festnetzanschlüssen, zu Anschlüssen im eigenen Netz und zu Mobilfunknetzen auf. Zusätzlich wurden regelmäßig große Datei-Up- und Downloads getätigt, um zu überprüfen, ob dies die Sprachqualität beeinträchtigt. Dabei wurden insgesamt 600 000 Testtelefonate und Datenübertragungen durchgeführt und dabei 40 Millionen Messwerte generiert.
Das Ergebnis vorneweg: Vodafone holt sich beim aktuellen Festnetztest mit 17 Punkten Abstand zum Zweitplatzierten souverän den Siegertitel. Sowohl bei der Telefonie als auch bei den Datenmessungen legten die Düsseldorfer eine einwandfreie Vorstellung hin. Auf Platz zwei folgt Kabel BW mit einer ebenfalls guten Gesamtleistung bei herausragenden Datenübertragungsraten.
Es gab aber auch nach wie vor viele Probleme zu beklagen. Ein Testkriterium war wieder die Rufaufbauzeit – also die Zeit, die ein Kunde nach dem Wählen warten muss, bis es beim Gegenüber klingelt. Hier setzt der klassische ISDN-Anschluss mit durchschnittlich 2,38 Sekunden den Maßstab, Nutzer von Internet-Telefonie müssen teils fast doppelt so lange warten. Weiterer Kritikpunkt sind die teils langen Sprachlaufzeiten, die sich durch Verzögerungen im Gesprächsfluss oder Echo bemerkbar machen. Beträgt diese Zeit am ISDN-Referenzanschluss knapp 20 Millisekunden, steigt sie beim schlechtesten NGN-Anbieter auf durchschnittlich gut 130 Millisekunden.
Auch bei den Datenmessungen förderten die Messsysteme große Unterschiede zutage: So gab es teils erhebliche Abweichungen zwischen der vom Anbieter vertraglich zugesicherten Internet-Geschwindigkeit und den tatsächlich gemessenen Werten. In einem Fall wurden 16 Mbit/s zugesagt, die tatsächliche Geschwindigkeit betrug aber nicht einmal 5 Mbit/s. Erschreckend: vier Anbieter lieferten in über der Hälfte aller Messungen nicht einmal 75 Prozent der vertraglich zugesicherten Bandbreite. Hier bezahlt der Kunde also für eine nicht erbrachte Leistung.
Und selbst wenn bei einem Provider die Datenrate stimmt, ist dies noch lange kein Garant für flüssiges Surfen im Internet, wie der zusätzliche Webseiten-Test mit den Alexa-Top 20-Websites ans Licht brachte – dies ist dem unterschiedlichen Netzausbau und der Anbindung der Provider ans Internet geschuldet.
Der Tipp der connect-Redaktion: Wer extrem hohe Ansprüche an die Telefonqualität stellt, sollte nach wie vor bei einem Anbieter unterschreiben, der noch klassisches Festnetz (analog oder ISDN) anbietet. Wer ein preisgünstiges Angebot sucht, ist beim Testsieger Vodafone oder – sofern verfügbar – bei Kabel BW am besten bedient.