(lifepr) Dresden, 23.03.2011 – In der Frauenkirche geben sich große Namen die Ehre: Sir Neville Marriner und Dame Felicity Lott. Gemeinsam bestreiten Sie ein Programm das dem Titel „Very british“ mehr als gerecht werden würde.
Seiner eigenen Forderung, das nationale Musikgut in die zeitgenössische Musik zu integrieren, kam Vaughan Williams selbst auf zweierlei Arten nach: zum einen durch Werke, in denen er Volkslieder bearbeitete, bzw. in denen volksmusikalische Wendungen als Quelle der Themenfindung dienen. Zum anderen schrieb er Stücke, in denen die alte Musiktradition Englands aus der Sicht des frühen 20. Jahrhunderts reflektiert wird. Bekanntestes Beispiel hierfür ist die „Fantasia on a theme by Thomas Tallis“, die Vaughan Williams 1910 komponierte und in den Jahren 1913 bzw. 1919 einer Revision unterzog. Dem Stück, das in seiner formalen Anlage an die klassisch-romantische Sonatenhauptsatzform angelehnt, zugleich aber einer für damalige Hörer ungewohnten modalen Harmonik verpflichtet ist, liegt eine Melodie zugrunde, die Vaughan Williams einer 1567 komponierten Sammlung von kurzen Psalmvertonungen entnommen hat.
Benjamin Britten hat mit der Vertonung ausgerechnet einer Auswahl an Texten von Arthur Rimbauds „Les Illuminations“ sicher viele Zeitgenossen überrascht – denn seinerzeit war das Werk des früh verstorbenen Dichters nicht einmal Bestandteil der französischen Liedliteratur. Dass sich ausgerechnet ein englischer Musiker an die diffizile symbolistische Phantastik jener Texte wagte, die Thomas Bernhard als „Delirien von unheimlicher Zauberkraft“ bezeichnet hat, war ungewöhnlich. Es waren aber wahrscheinlich gerade die quasi-musikalischen Klangwelten von Rimbauds Sprache, die Britten zur Komposition seines Orchesterliedzyklus‘ angeregt haben – jene von den starren Formvorgaben der französischen Lyrik des 19. Jahrhunderts völlig losgelöste Sprachgewalt, die schon Paul Claudel als „Offenbarung des Übernatürlichen“ gefeiert hat.
Den kontinentaleuropäischen Abschluss des Konzertes bildet Mozarts „Linzer“ Sinfonie, die er in nur wenigen Tagen geschrieben hat, der es aber trotzdem nicht an Detailverliebtheit fehlt.
Dresdner Philharmonie in der Frauenkirche
Ralph Vaughan Williams (1872 – 1958)
Fantasia on a theme by Thomas Tallis
Benjamin Britten (1913 – 1976)
Les Illuminations op. 18 für hohe Stimme und Streicher
nach Gedichten von Arthur Rimbaud
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)
Sinfonie Nr. 36 C-Dur KV 425 »Linzer«
Sir Neville Marriner | Dirigent
Dame Felicity Lott | Sopran