Anlaesslich der oeffentlichen Anhoerung im Bundestag zum Antrag
der SPD „Abschaffung der sachgrundlosen Befristung“ erklaert die
arbeitsmarktpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion
Anette Kramme:
Befristete Vertraege sind nur selten eine Bruecke in dauerhafte
Beschaeftigung. Dies ist das zentrale Ergebnis einer
Expertenanhoerung, die der Deutsche Bundestag heute
durchgefuehrt hat. Ein wesentliches Argument fuer Befristungen
wird damit widerlegt: Sie sind kein Beschaeftigungsmotor. Im
Gegenteil. Arbeitgeber ersetzen vielmehr regulaere Stammarbeit
durch irregulaere Befristung. Befristungen befeuern nicht den
Arbeitsmarkt, sondern sorgen fuer Umgehung des
Kuendigungsschutzes, Sie halten den Widerspruchsgeist der
befristeten Mitarbeiter klein. Sie dienen einzig den Interessen
der Arbeitgeber.
Wir fordern die Regierung auf, die befristete Beschaeftigung auf
das sachlich Notwendige zu beschraenken. Unternehmen sollten
gezwungen sein, jede Befristung zumindest zu begruenden. Gruende
gibt es genug – Vertretung oder Abdeckung von Auftragsspitzen
zum Beispiel. Sachgrundlose Befristungen hingegen muessen
abgeschafft werden. Das gehoert zur Fairness im Arbeitsleben.
Durch die befristeten Jobs wird Arbeitnehmern jegliche
Lebensplanung unmoeglich gemacht. Sie bekommen keine Kredite,
sie koennen nur unter grosser Unsicherheit Familienplanung
betreiben. Sie muessen sich staendig nach dem naechsten
verfuegbaren Job umschauen, statt sich motiviert in den
aktuellen Job einzuarbeiten.
Befristete Vertraege werden in den Betrieben inzwischen als
verlaengerte Probezeit genutzt. Nach Angaben des Statistischen
Bundesamtes hat die Zahl der befristeten Arbeitnehmer in
Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Im
Jahr 2008 arbeiteten demnach 8,9 Prozent der Beschaeftigten in
einem befristeten Vertrag. Dies ist die hoechste Quote seit
1991. 2008 hatten den Angaben zufolge 2,7 Millionen
Beschaeftigte einen befristeten Arbeitsvertrag. Junge
Arbeitnehmer sind besonders betroffen. Bei Neueinstellungen ist
in Deutschland inzwischen fast jeder zweite Job nur noch
befristet. Der Anteil der befristeten Vertraege an den
Neueinstellungen zwischen 2001 stieg von 32 auf 47 Prozent im
ersten Halbjahr 2009.
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