Industrie 4.0 und das Corona-Virus

Mit intelligenter Produktion hilft die Maschinenindustrie in Taiwan, die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen.

Taipei, 27.02.2020

Was haben Industrie 4.0 und Atemschutzmasken miteinander zu tun? Neuerdings einiges. Wegen der Furcht vor dem Corona-Virus sind Atemschutzmasken in vielen Städten weltweit ausverkauft. Und Industrie 4.0, die digitalisierte Produktion, kann helfen, den Engpass schnell zu beenden. Wie wichtig in Zeiten der Seuche eine digitalisierte Lieferkette sein kann, zeigt das Beispiel Taiwan. Die taiwanesische Werkzeugmaschinenindustrie hat in Windeseile Produktionskapazitäten umgelenkt und in die Fertigung von Masken gesteckt. Unternehmen wie Tongtai Machine & Tool Co., TPI Bearings und Hiwin Technologies haben Produktionslinien eingerichtet und die Vorlaufzeit für die Maskenproduktion von üblicherweise 45 bis 60 Tagen auf 25 Tage gedrückt. Die Produktion schnellte von 3,2 Millionen Stück pro Tag auf 10 Millionen Stück, die enorme Nachfrage in den Märkten Asien konnte zumindest zum Teil befriedigt werden.

Der Corona-Coup zeigt, wie leistungsfähig und flexibel die Industrie Taiwans inzwischen geworden ist. Vom Hersteller klassischer mechanischer Bearbeitungsmaschinen hat sich die Maschinenindustrie des kleinen Inselstaats zum Anbieter von Präzisionsmaschinen und Lösungen für die digitale Vernetzung gemausert, der in alle Welt liefert und vielerorts ganze Industriebranchen modernisiert. 2018 produzierte die taiwanesische Industrie Maschinen im Rekordwert von 36 Milliarden Euro, die Exporte stiegen um 7,3%.

Die größte Bedrohung für die Industrie Taiwans ist indes nicht das Corona-Virus, sondern der Handelskrieg zwischen den USA und China. Im Jahr 2019 gingen die Exporte deshalb um 8% zurück, der Gesamtwert der Produktion blieb aber nahezu konstant. „Für 2020 rechnen wir mit einem Anstieg der Exporte von Maschinenausrüstungen um 5 bis 10%“, sagt Ba-Xi Ke, der Vorsitzende des taiwanesischen Verbandes der Maschinenindustrie. Viele Unternehmen begännen, Südostasien, Südasien und andere neue Märkte für Fabriken und Produktionslinien zu erschließen. Dabei kommt ihnen zugute, dass die Regierungen in diesen Ländern die industrielle Automatisierung und Industrie 4.0 massiv fördern, was zu einer weiteren und höheren Nachfrage nach intelligenten Maschinenprodukten führen wird.

Die taiwanesische Maschinenindustrie wandelt sich derzeit rasant vom Hersteller traditioneller Produktionsmaschinen zum Anbieter von Produktionsdienstleistungen. Ein Beispiel ist Equiptop HiTech Corp. mit der intelligenten Präzisionsschleifmaschine TD-ADC. Ein digitales Steuerungssystem verbessert die Genauigkeit und Präzision, über das Internet der Dinge kann es Informationen von anderen Anlagen nutzen und damit präziser und effizienter arbeiten. Ein weiteres Beispiel ist das intelligente Maschinenüberwachungssystem Axile ART, das Buffalo Machinery vorgestellt hat. Es erfasst die Produktionsdaten, optimiert den Energieverbrauch der Produktionslinie und sorgt für deutlich reduzierte Ausfallzeiten. Und die AM-ICD-Färbemaschine von ACME Machinery nutzt intelligente Steuerungen, um die Färbezeit von Textilien zu verkürzen und den Verbrauch von Wasser und die CO2-Emissionen erheblich zu reduzieren.

„Die Maschinenindustrie Taiwans hilft Kunden beim Aufbau präziser, effizienter und flexibler Produktionslinien“, betont Ba-Xi Ke, „und wenn nötig bewältigt sie auch globale Krisen wie den Ausbruch des Corona-Virus.“

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Das Taiwan External Trade Development Council (TAITRA) wurde 1970 gegründet, um taiwanesische Unternehmen bei der Erweiterung ihrer globalen Reichweite zu unterstützen. In den letzten 40 Jahren hat es eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der taiwanesischen Wirtschaft gespielt. TAITRA wird von der Regierung und den Industrieverbänden gemeinsam gefördert und wird von der internationalen Geschäftswelt als Business Gateway zu Taiwan angesehen.

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