Auf den Spuren der Alpini und Kaiserjäger

Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg. Lagazuoi, Sass de Stria und Col di Lana waren während des Weltkriegs Schauplätze langer und schrecklicher Auseinandersetzungen. Der Stellungskrieg im Hochgebirge brachte für den Krieg keine Vorteile, für die Menschen aber viel Leid. Ausstellungen, Dokumentationen und begleitete Exkursionen zu den Stellungen am Lagazuoi gedenken dieser Ereignisse und bieten intensive Eindrücke vom harten Leben der Menschen im Krieg.

 Alta Badia (Südtiroler Dolomiten) – In Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren präsentiert Alta Badia eine Ausstellungsreihe, die mit unterschiedlichen Initiativen auch verschiedene Aspekte der Zeit des Weltkriegs zwischen 1914 und 1918 aufgreifen und die schrecklichen Ereignisse dokumentieren. Alta Badia war damals Schauplatz umfangreicher kriegerischer Handlungen. Während des Sommers 2014 findet eine Fotoausstellung statt, an der zwei renommierte Sammler, Oswald Mederle und Alex Pedratscher beteiligt sind. Es werden Bilder präsentiert, die noch nie in der Öffentlichkeit gezeigt wurden. Mit speziellen Berichten und Exkursionen zu den historischen Schauplätzen erfahren Besucher intensive Eindrücke von den Geschehnissen in dieser Zeit.

Wie die Menschen damals diese Zeit erlebt hatten, ist auch das Thema einer anderen Initiative. Ein Aspekt des Kriegsalltags greifen Küchenchefs in Alta Badia auf, die sich damit beschäftigen, wie sich die Menschen an der Front seinerzeit ernährten. Nach historischen Vorlagen bereiten sie Rezepte zu, die typisch für die damalige, sehr einfache Küche sind. Diese Gerichte werden dann während des Sommers 2014 in den Berghütten Lée, I Tablá, Bioch, Pralongià, Piz Arlara, Scotoni, Mesoles und Jimmi, zubereitet und serviert. Die Rezepte stammen von den Gourmetköchen Norbert Niederkofler (Restaurant St.Hubertus, 2 Michelin Sterne, Relais & Chateaux Hotel Rosa Alpina, San Cassiano/Alta Badia), Arturo Spicocchi (Restaurant La Stüa de Michil, 1 Michelin Stern, Hotel La Perla, Corvara/Alta Badia), Matteo Metullio (Ristorante La Siriola, 1 Michelin Stern, Hotel Ciasa Salares, San Cassiano/Alta Badia), Chris Oberhammer (Restaurant Tilia, 1 Michelin Stern, Toblach/Südtirol), Renzo Dal Farra (Restaurant Locanda San Lorenzo, 1 Michelin Stern, Puos D’Alpago – Belluno/Italien), Fabrizia Meroi (Restaurant Laite, 1 Michelin Stern, Sappada – Belluno/Italien), Paolo Donei (Restaurant Malga Panna, 1 Michelin Stern, Moena – Trient/Italien), Simon Taxacher (Hotel Restaurant Spa Rosengarten, Kirchberg, Tirol, Österreich).

Dazu wird es am Freitag, den 27. Juni 2014, eine Präsentation geben, bei der auch diese Gerichte vorgestellt werden und auch die Möglichkeit der Verkostung vorhanden sein wird. Damit soll ein Beitrag geleistet werden, der sich nicht nur mit den großen und einschlägig bekannten historischen Begebenheiten beschäftigt, sondern einen detaillierten Einblick in das Leben der Menschen schafft.

 

Historische Hinweise:

Am 28. Juli 1914 begann eine der schrecklichsten Phasen der Weltgeschichte. An diesem Tag erklärte Österreich Serbien den Krieg und in der Folge am 6. August auch Russland. Am 24. Mai 1915 trat auch Italien als Verbündeter der Entente mit England, Frankreich und Russland in den Krieg ein. Gegner war die Allianz aus Deutschland und dem österreichisch-ungarischen Kaiserreich. Mit Beginn der Auseinandersetzungen konzentrierten sich die austro-ungarischen Truppen auf die Ostfront und damit auch darauf, Italien in den Dolomiten zu bekämpfen. Die Verteidigung der Grenzen blieb dabei einigen wenigen Bataillonen der Gebirgsschützen und der Artillerie der naheliegenden Festungen überlassen sowie den Gendarmerieposten und den Mitarbeitern der Zollwache. Hinzu kamen dann noch junge und ältere Mitglieder der schlecht ausgebildeten und ausgerüsteten Standschützen.

Anfang Juni bekamen sie dann Verstärkung vom deutschen Alpenkorps. Die Ladiner waren überzeugte Anhänger Österreichs und bereiteten die Schützengräben und Artillerieposten vor, für die Verteidigung ihrer Berge an der italienischen Grenze.

Die italienischen Generale waren überzeugt, dass sie die eigentlich kaum bezwingbaren Gipfel wie Castelletto, den Cima Falzarego, Lagazuoi und den Col di Lana erobern mussten. Und diese Gipfel wurden zu Schauplätzen heftigster Kämpfe. Die Ladiner mussten wegen ihrer Unterlegenheit ihre Stellungen an der Grenze aufgeben und sich auf andere, günstigere Standorte zurück ziehen. Viele der italienischen Soldaten hatten keinerlei Bergerfahrung und mussten deshalb von unten nach oben angreifen und dabei steile offene Hänge überwinden. Bis zum Winter 1915 hatte sich die Frontlinie kaum verändert und die beiden Kriegsparteien haben sich in einem Stellungskrieg regelrecht verbissen und verschlissen. Um sich vor den Granaten, vor dem schlechten Wetter und Lawinen zu schützen, fingen die Soldaten an, Tunnel in den Fels zu bauen. Weil es schließlich unmöglich war, die Gipfel in direktem Angriff zu erobern, gingen sie dazu über, mit Minen zu arbeiten, und dafür Teile des Berges in die Luft zu sprengen. Dieser Kampf begann Anfang 1916, als die Österreicher einen Grat in der Südwand des Kleinen Lagazuoi sprengten, der dann von den Italienern Cengia Martini, das Felsband Martini, nach ihrem Kommandanten Major Ettore Martini benannt wurde. Auf dem Kleinen Lagazuoi wurden 1916 und 1917 insgesamt fünf solcher Minengänge gesprengt. Hinzu kamen zahlreiche andere auf den Nachbargipfeln wie etwa auf dem Col di Lana, wo die Alpini stationiert waren. All diese Aktivitäten hatten kaum Einfluss auf die Entwicklung der Kämpfe. Auch blieb die Frontlinie bis zum Kriegsende weitgehend unverändert.

1919 wurde das Gebiet von Trentino-Südtirol und somit auch die ladinischen Täler, an Italien angeschlossen, das ja aus dem Ersten Weltkrieg als Sieger heraus ging.

Während der Kriegsjahre entstanden in den ladinischen Tälern, die das nächste Nachschubgebiet waren, Lager für die Soldaten mit Zugangsstraßen, Magazinen, Feldlazaretten und Baracken für die Gefangenen. Es wurden Seilbahnen gebaut, mit den die Frontlinien versorgt wurden. Ein Großteil dieser Arbeiten wurde mit Gefangenen von der russischen und serbischen Front durchgeführt. Die Arbeit auf den Feldern hatten Frauen und Kinder zu machen, wofür zusätzlich auch zahlreiche Kriegsgefangene eingesetzt wurden. Die Kriegsfriedhöfe waren voll mit den Gefallenen. Zu den Toten aus den Gefechten kamen noch viele, die dem Wetter zum Opfer gefallen sind, dabei vor allem im Winter der Kälte, den starken Schneefällen und den vielen Lawinen. [1]

 

Exkursionen zu den Schauplätzen des Ersten Weltkriegs:

Jeden Freitag bietet der Tourismusverband Alta Badia eine Tour zu den Plätzen an, wo von 1915 bis zum Herbst 1917 die Kämpfe zwischen den Alpini und den Kaiserjägern stattgefunden haben. Ein Experte begleitet diese Tour zu den Schützengräben, die heute noch an die schrecklichen Ereignisse von damals erinnern.
Wegverlauf: Falzarego Pass– Weg zur Von Bank Stellung – Kaiserjäger Weg – Lagazuoi Gipfel, Abstieg zu den Stollen

Schwierigkeit: anspruchsvoll – für trainierte Teilnehmer, die schwindelfrei sind

Dauer: 5-6 Stunden

Höhenunterschied: ca. 650m


[1] Quelle: “Kurzgefasste Geschichte der Dolomitenladiner“ von Bepe Richebuono – “Auf den Spuren der Tiroler Front” von Oswald Mederle