Frauennotruf Frankfurt stellt Jahresbericht 2016 vor

„624 Frauen und Mädchen suchten im vergangenen Jahr Rat und Hilfestellung beim Frauennotruf Frankfurt“, berichtet Judith Schlächter, Mitarbeiterin der Beratungsstelle. Auch immer mehr geflüchtete Frauen haben die Beratungsleistung in Anspruch genommen. Waren es in 2015 noch sieben Fälle, so stieg diese Anzahl auf 20 Fälle in 2016.

Obwohl die Zahlen überschaubar klingen, ist jede Beratung für geflüchtete Frauen eine große Herausforderung. Dazu Judith Schlächter: „In der Regel haben wir es hier mit sehr komplexen Fällen zu tun, die viel Beratungszeit und eine gute Übersetzung benötigen. Dies lässt die Kosten steigen. Denn nur mit der Hilfe von gut ausgebildeten, kultursensiblen Sprachmittlerinnen kann eine Beratung funktionieren.“

Insgesamt blieben die Erscheinungsformen von Gewalt gegen Frauen in Frankfurt vielfältig: Körperverletzungsdelikte mit unterschiedlichen Schweregraden wurden von 39,1 Prozent der Frauen thematisiert, versuchte und vollzogene Vergewaltigungen sowie ihre Folgen von 25 Prozent. 17 Frauen berichteten vom Verdacht unter K.O.-Tropfen vergewaltigt worden zu sein und 28 Frauen sprachen von sexualisierten Angriffen in unerwarteten Situationen. „Sexuelle Übergriffe unter Umständen, die Frauen im Allgemeinen als ‚sicher‘ definieren, sind besonders einschneidende Erlebnisse und können unterschiedliche Ängste bei den Betroffenen auslösen“, erläutert Judith Schlächter. Im aktuellen Jahresbericht thematisiert die Berliner Autorin Antje Lang-Lendorff die Situation von Frauen, die diese Art der sexuellen Belästigung erfahren mussten, in ihrem Gastbeitrag „Wellness mit Nebenwirkungen“.

Neben den Beratungen nahmen 2016 auch andere Projekte die Aufmerksamkeit des Frauennotrufs in Anspruch. So widmete sich die Beratungsstelle der Überarbeitung des Dokumentationsbogens „Dokumentation und Untersuchung bei sexualisierter Gewalt“ im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration. Der neue Bogen optimiert Befunderhebung, Spurensicherung und Versorgung von PatientInnen bei Verdacht auf sexualisierte Gewalt und macht die Ergebnisse „gerichtsfest“. Mehr als 40 unterschiedliche Institutionen wirkten bei der Neugestaltung des Befundbogens mit. Auch das Modell „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“ konnte weiter ausgebaut werden: 2016 schlossen sich nach Frankfurt, Offenbach, Darmstadt, dem Wetteraukreis, Hanau sowie dem Main-Kinzig-Kreis auch die Städte Wiesbaden, Gießen und der Kreis Waldeck-Frankenberg dem Projekt an und übernahmen die von der Beratungsstelle erarbeiteten Strukturen. Der Frauennotruf Frankfurt geht davon aus, dass die Aufmerksamkeit für die medizinische Soforthilfe auch in den kommenden Jahren anhalten wird. Zudem sorgte eine neuentwickelte Plakatkampagne für Aufmerksamkeit. „Wir brauchen die Öffentlichkeit, damit unser Beratungsangebot den Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern präsent bleibt. Sehr deutlich wird uns dies immer, während oder im Anschluss an eine Plakatkampagne. Dann verzeichnen wir eine wachsende Zahl von Anrufen“, fasst Schlächter abschließend zusammen.

Der Jahresbericht kann hier angeschaut oder heruntergeladen werden: https://www.frauennotruf-frankfurt.de/fileadmin/redaktion/pdf/Jahresberichte/FNR-Jahresbericht-2016.pdf