Kirchliche Kulturdenkmale – Denkmalpflege in Deutschland

„Jakob steht auf“ – doch vielen Kirchen droht der Verfall

„In Deutschland gilt das kirchliche Kulturgut auf der Grundlage der Konkordate und staatskirchenrechtlichen Verträge als „res mixta“. So können und bei dieser Rechtslage kirchliche Denkmale von staatlicher Seite her, nicht wie Kulturdenkmale behandelt werden. Aber dennoch behält sich der Staat die gesetzliche Hoheit über den gesamten Denkmalschutz, auch von Kirchen vor. Es muss vermieden werden, dass bei der Pflege und Erhaltung von Kirchengebäuden diese in einen Denkmalaspekt und in einen Bereich aufgespaltet wird, der nur aufgrund seiner liturgischen Funktionalität der kirchlichen Verfügungsgewalt untersteht“, weist Eric Mozanowski auf die Zusammenhänge und Sichtweisen für kirchliche Kulturdenkmale hin. Anhand dieses Beispiels zum Verständnis:

Als die Stadtkirche St. Jakob im mittelfränkischen Rothenburg ob der Tauber 2011 ihr 700-jähriges Jubiläum feierte, war dies zugleich ein Zeichen des Neuanfangs. Jahrelang hatte sich das markante Gebäude mit den zwei unterschiedlich hohen Kirchtürmen in einem bedauernswerten Zustand befunden. Teile des Fassadenschmucks waren heruntergefallen, das östliche Chorgewölbe zeigte deutliche Risse, Strebebögen waren verformt und schließlich wurde für die Kirche sogar eine akute Einsturzgefährdung festgestellt. Um das Wahrzeichen ihrer Stadt zu retten, riefen die Rothenburger im Jahre 2005 das Projekt „Jakob steht auf“ ins Leben. Ziel war es, die Kirche bis zur 700-Jahr-Feier umfassend zu sanieren. An den Kosten in Höhe von mehreren Millionen Euro beteiligte sich die öffentliche Hand und auch die bayerische Landeskirche. Zudem sammelte die Kirchengemeinde Spenden und verkaufte Souvenirgegenstände. Die Rechnung ging auf: Pünktlich zum großen Jubiläum konnten die Sanierungsarbeiten abgeschlossen und die Stadtkirche St. Jakobs mit einem großen Fest für die Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden.

Durch die Sanierung konnten auch die zahlreichen Schätze im Inneren der Kirche bewahrt werden. Insbesondere der Heilig-Blut-Altar, der zu Beginn des 16. Jahrhunderts von Tilman Riemenschneider geschaffen worden war, hat einen unschätzbaren kunsthistorischen Wert.

Rettung durch Zusammenarbeit

Eric Mozanowski hierzu: „Die Rettung der Rothenburger Stadtkirche ist leider ein allzu rares Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Kirchengemeinde und Politik bei der Bewahrung schützenswerter Denkmäler. Viel zu viele Kirchengebäude sind in Deutschland mangels finanzieller Mittel vom Verfall bedroht. Private Stiftungen wie die „Deutsche Stiftung Denkmalschutz“ leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung von Denkmälern, können aber nicht das Defizit ausgleichen, dass durch mangelndes staatliches Engagement hervorgerufen wird.“

Kosten lasten auf immer kleineren Schultern

Eric Mozanowski sieht die Sorge auch darin, dass die stetig kleiner werdende Gemeinden die Kirchen dazu zwingen, mit immer weniger Kirchensteuergeldern auszukommen. Viele Kirchen stehen leer und sind so dem Verfall preisgegeben. Wenn hier nicht entschieden gegengesteuert wird, durch politisches Eingreifen, aber auch durch private Initiativen , werden viele historische Schätze auf Dauer verloren gehen.

V.i.S.d.P.:

Eric Mozanowski
Der Verfasser ist für den Inhalt verantwortlich

Eric Mozanowski, ehemaliger Vorstand der ESTAVIS AG, führte in Berlin / Leipzig sowie Stuttgart im Rahmen von Seminarveranstaltungen die Vortragsreihe zum Themengebiet Denkmalschutz in Deutschland fort. Aus den Kreisen der Teilnehmer kam der Wunsch, wichtige Wissensmodule auch im Internet zu veröffentlichen. Weitere Informationen unter: www.estavis.de

Kontakt:
Mozanowski
Eric Mozanowski
Theodor-Heuss-Strasse 32
70174 Stuttgart
+49 (0)711 220 631 73
e.mozanowski@estavis.de
http://www.estavis.de